Post aus dem Apfelgarten

„Gesegnete Beutel“

Quelle

Heute habe ich auf dem Blog Zenparenting etwas interessantes entdeckt: sogenannte “Blessing Bags”.
Hinter diesem Begriff verbergen sich Plastiktüten, die mit nützlichen (?) Dingen gefüllt wurden und bei Bedarf – statt Geld – an Obdachlose gegeben werden.
Die Idee ist, etwas Gutes zu tun, ohne Geld zu geben, dass unter Umständen in Alkohol oder Drogen umgesetzt werden könnte.

Ich bin mir noch nicht sicher, was ich von dieser Idee halte. Einerseits tue ich mich auch immer schwer damit, Geld zu geben – sei es, wegen vermehrter Berichte über “Bettelmafias” oder auch, weil ich Alkohol- oder Drogenmißbrauch nicht zusätzlich fördern möchte. Da spende ich doch lieber regelmäßig an den WWF und kaufe einmal im Monat die Hinz&Kunzt und beruhige so mein Gewissen. Trotzdem fällt es mir oft schwer, an Menschen vorbeizugehen, deren Leben sich ausschließlich auf der Strasse abspielt.

Andererseits weiß ich auch, dass Alkoholismus oder Drogensucht Krankheiten sind, gegen die man mit dem guten Willen allein nicht ankommt und wenn ich diesen Menschen auch kein Geld geben finden sie trotzdem Mittel und Wege sich ihre Süchte zu finanzieren – und einige davon sind vermutlich noch demütigender und gefährlicher als Andere um Geld zu bitten.
Die Frage die sich mir stellt ist: sind Beutel mit Zahnbürste- und pasta, Kamm, Deo, Seife, Müsliriegel, Sonnencreme und ähnlichem da eher ein guter Kompromiss – oder würden/werden sie vom jeweiligen Empfänger als nutzlos oder ungewollt abgetan, oder sogar als Angriff (“Wasch dich mal wieder, kämm dich, du hast Mundgeruch!”) empfunden?

Im Studium der Sozialen Arbeit lernen wir, dass nahezu jedes Leben, dass sich jemand entscheidet zu führen als Lebensentwurf anzuerkennen und zu werten ist – und das gilt eben auch für Obdachlosigkeit. Würde ich mit einem solchen Beutel also den (selbstgewählten) Lebensentwurf des jeweiligen Menschen anerkennen und ihn so in seinem Leben als Obdachloser unterstützen, oder würde ich ihn beleidigen?

Wie denkt ihr darüber?

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